Corona macht Rohstoffe teurer – und günstiger
 

Die Störungen in den Lieferketten führten zu Beginn der Corona-Krise zu erheblichen Preissteigerungen bei begehrten Rohstoffen. Zumindest durch jene Hersteller, die noch weiterhin produzierten und deren Erzeugnisse begehrt waren, vornehmlich haltbare Lebensmittel, Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken.

Andererseits kam die Industrieproduktion durch den Lockdown weltweit fast zum Erliegen – und mit ihr die Rohstoffnachfrage. An der Londoner Metallbörse hatten Ende Februar alle wichtigen Industriemetalle an Wert eingebüßt, zum Beispiel sank der Kupferpreis um zehn Prozent. Ende April rutschte der Preis für Rohöl der Sorte WTI für kurze Zeit sogar ins Negative.

Doch mit den Lockerungen seit Mai steigt die Produktion wieder an. Und damit die Hoffnung auf wirtschaftliche Erholung, gleichzeitig aber auch die Angst vor Protektionismus und Versorgungsengpässen. In der Folge legte der WTI-Ölpreis innerhalb einer Woche von 10 auf 26 Dollar zu.


China: Von Beginn an der entscheidende Faktor
 

Die ersten Versorgungsengpässe traten gleich nach Ausbruch der Krise im Februar auf. Das lag vor allem an China, das für rund 16 Prozent der globalen Produktion verantwortlich ist und die bedeutsame Industrieregion um Wuhan konsequent abgeschottet hatte. Zudem stockten die Logistik innerhalb Chinas sowie die Verschiffung. Die Auswirkungen zeigten sich auf vielen Gebieten: Vlies für Atemschutzmasken wurde knapp, ebenso mangelte es an Chemikalien für Desinfektionsmittel. Textilfabrikanten wurden weniger mit Stoffen, Fäden und Knöpfen beliefert. Und ein deutscher Rohstoffmakler warnte vor Versorgungsengpässen bei Kürbis- und Sonnenblumenkernen.

China ist nach wie vor der größte Risikofaktor bei der Versorgung mit Rohstoffen. Das liegt nicht nur daran, dass die Pandemie wieder aufflammen kann. Sondern das Reich der Mitte könnte den Export seiner Rohstoffe zugunsten der eigenen Industrie senken, die damit laut Pekings Vorgaben zudem höherwertige Produkte herstellen soll. Laut der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) kommen 17 der 27 Rohstoffe, die von der EU als „kritisch“ eingestuft werden, vorrangig aus China – zum Beispiel Magnesium, das die Autoindustrie für Leichtbaumodelle benötigt.
 


Rohstoffe aus diesen Regionen könnten künftig ebenfalls knapp werden
 

Nicht nur China setzt bei Rohstoffen zunehmend auf Protektionismus. Auch andere Länder haben zunächst den Eigenbedarf im Blick und den freien Handel ausgesetzt. Mit weitreichenden Folgen, etwa für die Lebensmittelindustrie. So hat zum Beispiel Kasachstan, einer der führenden Produzenten von Weizenmehl, die Ausfuhr untersagt. Russland und die Ukraine haben Ausfuhrverbote für Weizenmehl angekündigt, falls die Exportquoten erschöpft oder überschritten sind. Kambodscha, Vietnam und Myanmar wiederum beschränkten die Ausfuhr von Reis, wodurch der Preis so teuer wurde wie zuletzt vor sieben Jahren.

Auch in Afrika sehen sich die Rohstoffhändler zunehmend vor Problemen – aus gleich zwei Gründen: Zum einen ist China auf dem Kontinent sehr aktiv und könnte dort seinen eigenen steigenden Bedarf decken, etwa von Seltenen Erden. Daneben drohen in Afrika hohe Infektionszahlen und damit Ernteausfälle. Diese könnten zum Beispiel Auswirkungen auf die Versorgung mit Kakao von der Elfenbeinküste haben.

Ernteausfälle drohen auch anderswo, nicht nur durch hohe Ansteckungsraten, sondern auch durch umfangreiche Schutzmaßnahmen. Entsprechend knapp könnte es bei der Versorgung mit Kaffee (Brasilien, Kolumbien) und Tee (Indien) werden – und auch mit Obst und Gemüse aus Deutschland.