Das Problem mit dem Plastik
 

Millionen Tonnen Plastikmüll gelangen jedes Jahr in die Ozeane – von der Arktis bis zur Antarktis. Ein großer Teil stammt aus Gegenden, in denen Abfall achtlos auf den Boden oder in die Flüsse geworfen und dann ins Meer gespült wird. Meeresströmungen transportieren den Müll in entlegene Winkel der Erde. Niemand weiß, wie viel Plastikabfall genau im Meer landet. Die University of Georgia schätzte 2015, dass es jährlich zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen sind – allein in Küstenregionen. Das entspricht im Mittel rund 15 Plastiktüten, die auf jedem Quadratmeter Strand liegen, den es auf der Welt gibt.

Der Plastikverbrauch ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen: Rund die Hälfte der jemals hergestellten Plastikmenge stammt aus den letzten 15 Jahren. Deutschland ist besonders unsauber: Der Pro-Kopf-Anteil an Plastikverpackungsmüll lag nach einer Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft im Jahr 2015 mit 37,4 kg mehr als sechs kg über dem EU-Durchschnitt.

 

 

Fast 40 Prozent ist Einwegplastik
 

Geschätzte 40 Prozent der mehr als 407 Millionen Tonnen Plastik, die jährlich weltweit produziert werden, sind Einwegartikel. Viele davon Verpackungen, die Minuten nach dem Kauf in den Müll wandern. Allein Coca-Cola hat nach eigenen Angaben im Jahr 2017 rund 128 Milliarden Einmal-Plastikflaschen hergestellt.

 

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Vom europäischen Markt verschwinden sollen ab 2021 zunächst nur Produkte, für die es bereits Alternativen gibt. 

 

Verbot von Einwegplastik: Was sich genau ändert
 

Vom europäischen Markt verschwinden sollen ab 2021 zunächst nur Produkte, für die es bereits Alternativen gibt. Dazu gehören Plastikbesteck, Plastikstrohhalme und Wattestäbchen aus Kunststoff. Zudem betrifft das Verbot Behälter und Becher aus aufgeschäumtem Polystyrol sowie Produkte aus sogenanntem oxo-abbaubarem Kunststoff, der in Mikroplastik zerfällt.

Außerdem schreibt die Neuregelung vor, dass bis 2029 mindestens neun von zehn Plastikflaschen gesammelt und recycelt werden müssen. Neu produzierte Plastikflaschen müssen dann zu mindestens 25 Prozent aus recyceltem Material bestehen. Außerdem werden EU-Hersteller von Plastik verpflichtet, sich an Reinigungsaktionen zu beteiligen. Das betrifft zum Beispiel die Tabakindustrie, die ab 2021 Lösungen für die vielen Zigarettenfilter parat haben muss, die in der Umwelt landen.

Die Folgen des Einwegplastik-Verbots der EU
 

Rüdiger Baunemann sieht in dem Einwegplastik-Verbot keine unmittelbaren Folgen für die hiesige Industrie. Der Hauptgeschäftsführer von PlasticsEurope, dem Verband der Kunststofferzeuger in Deutschland: „Die betroffenen Produkte werden so gut wie gar nicht in Deutschland hergestellt. Insofern ist die Relevanz für die deutsche Kunststoffindustrie relativ gering.“

Auch Nordostchemie, der Arbeitgeberverband für die chemischen Industriezweige im Osten, glaubt nicht, dass Unternehmen in Mitteldeutschland Schaden von der Neuregelung nehmen werden. Laut Verband produzieren die Firmen keine „Plastikgabeln“, sondern Spezialkunststoffe.

Unternehmen, die wie der Spirituosenhersteller Diageo von dem Verbot betroffen sind, haben ein Komplettverzicht auf Strohhalme angekündigt. Oder sie stellen ihre Produktion um. So beispielsweise die Trinkhalm-Union aus Hamburg, die künftig für die Herstellung ihrer Strohhalme PLA verwenden will statt des herkömmlichen Polypropylen-Plastiks aus Asien. So wie es aussieht, wird das Einwegplastik-Verbot vor allem Folgen in der Gastronomie haben: Für eine Schachtel mit 10.000 Jumbo-Halmen zahlen Wirte bislang 51 Euro, demnächst sind es 110 Euro.

Fazit
 

Die europäische Industrie wird mit dem Einwegplastik-Verbot und seinen Folgen – abgesehen von den Beteiligungskosten an der Plastikentsorgung – weitgehend gut zurechtkommen. Unternehmen, die auf umweltfreundlichere Materialien umstellen, werden Preiserhöhungen durchführen, die vor allem die Gastronomie betreffen.