Mit einer Kettenschmiede für die Landwirtschaft fing 1875 für Carl Rieger und Friedrich Dietz alles an. Als ein paar Jahrzehnte später das Industriealter einzog, kam der Durchbruch: Sie erfanden die Schneekette. Das Produkt ging um die Welt und heute besitzt die Firma in 120 Ländern Tochtergesellschaften. Produziert wird längst nicht mehr nur der eiserne Schneeschutz, sondern Ketten zum Fördern, Heben, Ziehen und Zurren von Geräten aller Art bis hin zur Ausrüstung für die Bundeswehr.  

Die RUD Kettenfabrik Rieger wird mittlerweile in der fünften Generation geführt und ist einer von 280 „Hidden Champions“ im Ländle. Nicht umsonst gilt Baden-Württemberg als Land der Tüftler und Erfinder. In keiner anderen Region gibt es so viele Betriebe, die damit besonders erfolgreich sind und in einer Marktnische ein Unternehmen von Weltrang aufgebaut haben.
 

Für die Globalisierung lernen

Begründet und geprägt hat den Begriff „Hidden Champion“ der Unternehmensberater Hermann Simon. Er schrieb bereits 1998 über „Die heimlichen Gewinner. Die Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer“. Nach der Meinung Simons in seinem Klassiker aus den 90ern qualifiziert sich ein Unternehmen als Hidden Champion, wenn es drei Bedingungen erfüllt: Es muss die Nummer eins, zwei oder drei auf der Rangliste des Weltmarkts oder in Europa besetzen. Der pro Jahr erwirtschaftete Umsatz sollte sich auf weniger als drei Milliarden Euro belaufen. Und es muss ein geringer Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit bestehen.

Inzwischen vereinfachte er die Kriterien zur Qualifizierung als Hidden Champion: Nun liegen sie zum einen bei der Fokussierung des Unternehmens auf ein bestimmtes Produkt und zum anderen bei konsequenter Globalisierung. Simon sagt: „Es ist wohl sowohl im lokalen und regionalen als auch im internationalen Maßstab Erfolg versprechender, sich auf einen engen Produktmarkt zu konzentrieren und dort seine Kompetenzen zu beweisen, anstatt riskante Diversifikationsstrategien zu verfolgen. Von diesen Unternehmen können alle Firmen besonders hinsichtlich der Globalisierung viel lernen“. 
 

 

Bremsen, kuppeln, Auto fahren

Das trifft sicher auf die Produkte dieser Firma zu, die die meisten Menschen schon einmal mit Füßen getreten haben, jedenfalls, wenn sie über 18 Jahre alt sind. Veigel Automotive rüstet Autos zu Fahrschulwagen um. So richtig in Schwung kam das Geschäft, als 1957 die Autos mit doppelter Bedienung für Bremse, Gas und Kupplung ausgerüstet werden mussten. Der zunehmende Straßenverkehr machte das Gesetz nötig. Mit der Firmenübernahme von Hinrich Swyter 1995 wurde das Geschäft auf andere Bereiche ausgedehnt: Alles, was einen Umbau des Fahrzeugs nötig macht. So wurde Rollstuhlfahrern das Autofahren ermöglicht und anderen körperlich beeinträchtigten Personen. 2011 konnten die Unternehmenslenker, die mittlerweile in dritter Generation tätig sind, den Verkauf des 500.000 Fahrschulwagens feiern.  

Die größte Prüfung für das Unternehmen sah das Wetter vor: Mit den Überschwemmungen 2016 versank nicht nur die Stadt Künzelsau, sondern auch die Veigel-Firmenzentrale in matschigen Fluten. Nach 96 Jahren verlagerte die Firma deshalb ihren Sitz in eine neu gebaute Zentrale nach Öhringen. Und wie erklärt sich der jetzige Firmenchef und Geschäftsführer Hinrich Swyter den Firmenerfolg: „Wir haben unseren Unternehmenszweck klar definiert und bewegen uns nur innerhalb dieser Marktnische.“

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