Für Gerd Meyer-Philippi und Günther Kalka, Mitgründer und zweiter Geschäftsführer, war es letztlich Zufall, dass sie sich auf das Thema Drogentherapie spezialisierten. 1986 hatten sich die beiden, heute 58 Jahre alt, mit einer Firma selbstständig gemacht, die EDV für Arztpraxen entwickelte. „Anfang der Neunzigerjahre hat uns die Stadt Frankfurt gefragt, ob wir einen Automaten zur Methadon- Abgabe entwickeln können“, sagt Meyer-Philippi. Frankfurt hatte damals ein großes Problem mit Drogenabhängigen; die Substitutionstherapie sollte die Situation der Drogensüchtigen verbessern, ihnen helfen – aber dafür fehlten die Geräte und die Software.
 

Jeder Tropfen zählt – Therapie mit Bürokratie

Da diese Therapieform seinerzeit noch in den Kinderschuhen steckte, wurden die beiden schnell zu Pionieren auf diesem Gebiet – und ihre Firma zum Weltmarktführer in Entwicklung und Herstellung von Methadon-Ausgabeautomaten. Auch weil sie den Prozess der Drogenersatz-Ausgabe stark vereinfachten, sagt Meyer-Philippi. „Die Substitutionstherapie ist ein extrem aufwendiger bürokratischer Prozess.“ Die Drogenabhängigen erhielten drei- bis viermal pro Tag Methadon, jeder von ihnen in anderer Dosierung, und die Vergabe jedes Tropfens müsse lückenlos nachgewiesen werden. Unglaublich kompliziert, sagt Meyer-Philippi. 

Die Software in ihren Automaten ermögliche, das Methadon auf den Tropfen genau abzugeben, aber das Gerät speichere auch Rezepte, Krankheitsverläufe, Angaben dazu, welche Medikamente der Patient überdies einnehme, und kontrolliere, ob er bei der Bundesopiumstelle registriert sei. Nur wer dort gemeldet ist, erhält Methadon. „Es gibt wenige Mediziner, die diese Therapie betreuen wollen“, so Meyer-Philippi. „Wir erreichen, dass auch weniger qualifizierte Mitarbeiter Methadon ausgeben können.“ 

78.000 Drogenabhängige seien im vergangenen Jahr mithilfe der Ausgabeautomaten behandelt worden, sagt Meyer-Philippi. Mittlerweile in etwa 20 Ländern. Allein in Deutschland seien 250 Automaten im Einsatz – in Gefängnissen, in auf Drogentherapie spezialisierten Arztpraxen, Apotheken und Entzugskliniken.  
 

Ziel: Beschaffungskriminalität und Infektionen verhindern

„Natürlich heilt diese Therapie niemanden“, sagt Meyer-Philippi, „die Krankheit wird die Drogenabhängigen ein Leben lang begleiten. Aber sie nimmt den Suchtdruck.“ Und damit die Notwendigkeit, an Geld für Heroin kommen zu müssen – immerhin 2.000 bis 4.000 Euro pro Monat. Die Substitutionstherapie reduziert also die Beschaffungskriminalität. Und sie verhindert Infektionen mit Krankheiten wie HIV oder Hepatitis C, die durch verunreinigte Spritzen übertragen werden können.

CompWare Medical hat 35 Mitarbeiter, die beiden Geschäftsführer arbeiten eng mit Behörden wie dem Bundesgesundheitsministerium oder der Bundesopiumstelle zusammen.

Außer dem Unternehmen gibt es kaum Firmen, die sich auf dieses Geschäft spezialisiert haben. Das liegt auch daran, dass es mit einem hohen Risiko verbunden ist: Methadon fällt unter das Betäubungsmittelgesetz – seine Abgabe ist mit strengen Auflagen verbunden. Würde eine Anlage zur Methadon-Ausgabe nicht zuverlässig funktionieren, müssten die Betreiber dafür haften. Das sei bislang aber noch nie passiert, sagt Gerd Meyer-Philippi. 

Marktlücke „sauberes Wasser“

Um eine Flüssigkeit geht es ebenfalls bei der Firma BRITA in Taunusstein – wenn auch um eine völlig andere: um Wasser. Das Familienunternehmen ist führend in der Herstellung von Wasserfiltern. Die Tisch-Wasserfilter von BRITA kennt vermutlich so gut wie jeder – sie entkalken das Leitungswasser, und falls es gechlort ist, beseitigen sie den Chlorgeschmack. Weil mittlerweile Menschen und Unternehmen aller Kontinente Wasserfilter von BRITA nutzen, ist aus dem einst kleinen Familienbetrieb eine global agierende Unternehmensgruppe geworden. Mitte der Sechzigerjahre hatte Heinz Hankammer, der spätere Gründer, noch Süßwarenautomaten und Kfz-Zubehör verkauft. Auf diese Weise erfuhr er zum Beispiel, dass Tankstellen und Autowerkstätten destilliertes Wasser brauchen, um Autobatterien zu warten. Er wusste auch, dass es kompliziert war, dieses von Ionen, Spurenelementen und anderen Verunreinigungen befreite Wasser herzustellen. Bei seiner Suche nach Wegen, Wasser zu destillieren, entdeckte Hankammer in einem chemischen Labor einen Ionenaustauscher, der mit geringem Aufwand destillatähnliches Wasser produzieren konnte. Und Hankammer wurde klar, dass er eine Marktlücke entdeckt hatte. 

 


Leitungswasser statt Plastikflaschen
1966 gründete Heinz Hankammer die Firma „Chemie BRITA Geräte“ und erfand ein Gerät, das er „AquaDeMat“ nannte. Mit ihm konnten Tankstellen und Autowerkstätten entmineralisiertes Wasser selbst herstellen, um damit Autobatterien aufzufüllen. Die ersten dafür geeigneten Filter baute er ein Jahr später im eigenen Garten zusammen. Sie wurden ein Erfolg. Hankammer begann, sein Geschäft weiter ausbauen. Auch Haushalte wollte er nun als Zielgruppe gewinnen. Und erfand 1969, womit das möglich wurde: den Tisch-Wasserfilter. 

Markus Hankammer, Sohn des Gründers und seit 1999 Geschäftsführer von BRITA, zählt die Vorzüge des Wasserfilters auf: kein Kalk und Chlor mehr in Tee oder Wasser, keine Kalkablagerungen in Kaffeemaschinen und Wasserkochern. Das ermögliche eine Mischung aus Ionenaustauschern und Aktivkohle in den Filterkartuschen. Und dann sei da noch der ökologische Nutzen: „Warum denn nicht einfach hygienisch einwandfreies Leitungswasser optimieren statt Plastikwasserflaschen hin und her zu transportieren? Vor allem, wenn die unsachgemäße Entsorgung des Plastikmülls mit beängstigenden Folgen für unseren gesamten Planeten und vor allem unsere Ozeane einhergeht.“In den Achtzigerjahren, sagt Hankammer, habe BRITA begonnen, Filterprodukte für weitere Branchen zu entwickeln – für Gastronomie und Hotellerie etwa. Auch für Kaffeevollautomaten, Getränkeautomaten und Spülmaschinen verkauft die Firma seither Filter, um die Wasserqualität zu verbessern und die Geräte vor Kalkablagerungen zu schützen. Zu dieser Zeit stellte sich das hessische Unternehmen auch international auf: Erst kam der europäische Markt, dann die Märkte auf allen anderen Kontinenten. Heute hat BRITA 1.697 Mitarbeiter und setzte 2016 469 Millionen Euro um.
 

Der Umgang mit Wasser: eine Berufung
 

Seit einigen Jahren gibt es auch Wasserspender von BRITA, aus denen man Leitungswasser zapfen kann, es gibt Trinkflaschen mit Filtern und Geräte, in denen die Filter bereits integriert sind. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen mit „BRITA Yource“ ein Start-up gegründet, das leitungsgebundene Filter-Lösungen in Deutschland verbreiten soll: Dabei wird eine Filterkartusche direkt mit der Wasserleitung verbunden und unter der Spüle angebracht. Das Wasser kommt also schon entkalkt und entchlort aus dem Hahn. „Wasser ist für uns alle viel mehr als ein Beruf, eher Berufung, manchmal schon Besessenheit“, sagt Hankammer. „Bei BRITA arbeiten wir jeden Tag an Wegen, den Menschen diesen einzigartigen Stoff auf smarte und ökologisch sinnvolle Art und Weise anzubieten.“

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