Vorstellung Bitkom-Studie „Klimaeffekte der Digitalisierung”

„Digitale Technologien können mehr als die Hälfte dazu beitragen, dass Deutschland seine Klimaziele bis zum Jahr 2030 erfüllt.” Das ist das zentrale Ergebnis der Studie „Klimaeffekte der Digitalisierung“, die der Digitalverband Bitkom beim Beratungsunternehmen Accenture in Auftrag gegeben hat. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Emissionen von sogenannten Kohlenstoffdioxidäquivalenten (CO2e), die bei der Nutzung digitaler Technologien freigesetzt werden. Zur CO2e-Gruppe gehören die Treibhausgase Methan und Lachgas. Sie besitzen eine ähnlich klimaschädliche Wirkung wie Kohlendioxid (CO2).

Die Bitkom-Erhebung zeigte, dass mit moderner Technologie der CO2e-Ausstoß um bis zu 151 Megatonnen (Mt) sinken kann. Das ist etwa die Hälfte von dem, was Deutschland einsparen muss, um sein selbstgestecktes Klimaziel zu erreichen: bis 2030 rund 55 Prozent weniger Treibhausgase als 1990 zu produzieren. Dann würde eine Menge von 543 Mt CO2e verbleiben (1990: 1.252 Mt CO2e).
 

CO2e-Einsparpotenzial digitaler Technologien

Um ihre Pläne zu verwirklichen, hat die Bundesregierung zwar bereits einige Maßnahmen und Vorgaben benannt. Keine Rolle spielte bislang aber die mögliche positive Wirkung der Digitalisierung auf das Klima. Wie groß deren nachhaltiger Effekt ausfallen könnte, haben die Autoren der Bitkom-Untersuchung nach dem Vorbild der weltweiten GeSI-Studie „SMARTer2030“ unter zwei Voraussetzungen untersucht.
 

  • Moderate Digitalisierung: Hier wird angenommen, dass sich die Digitalisierung auf dem Niveau und mit dem Tempo von heute bis 2030 fortsetzt. Unter diesen Umständen ergibt sich ein CO2e-Einsparpotenzial von rund 102 Mt. Das sind 33 Prozent dessen, was zum Erreichen des deutschen Klimaziels erforderlich ist.
  • Beschleunigte Digitalisierung: In diesem Fall entwickelt sich die Transformation aufgrund politisch gesetzter Anreize deutlich schneller und führt zu einem prognostizierten CO2e-Einsparpotenzial von 151 Mt (58 Prozent).

Im Zuge der Erhebung zeigte sich, dass die nachhaltige Wirkung je nach Anwendungsbereich sehr unterschiedlich ausfällt. Untersucht wurde das Potenzial digitaler Technologien in sieben Feldern. Demnach liegt der mit Abstand größte Einspareffekt im industriellen Bereich.

  • Industrielle Fertigung: 61 Mt (beschleunigte Digitalisierung), 35 Mt (moderate Digitalisierung)
  • Mobilität: 28 Mt (beschleunigte Digitalisierung), 17 Mt (moderate Digitalisierung)
  • Energie: 23 Mt (beschleunigte Digitalisierung) 19 Mt (moderate Digitalisierung)
  • Gebäude: 19 Mt (beschleunigte Digitalisierung), 16 Mt (moderate Digitalisierung)
  • Arbeit & Business: 12 Mt (beschleunigte Digitalisierung), 10 Mt (moderate Digitalisierung)
  • Landwirtschaft: 7 Mt (beschleunigte Digitalisierung), 4 Mt (moderate Digitalisierung)
  • Gesundheit: 0,37 Mt (beschleunigte Digitalisierung), 0,28 Mt (moderate Digitalisierung)

Der CO2e-Fußabdruck der digitalen Infrastruktur

Diesem Einsparpotenzial steht die CO2e-Menge gegenüber, die durch die Nutzung digitaler Systeme entsteht. Das betrifft zum einen Herstellung und Verwendung von Endgeräten wie Smartphones, Computern und Tablets. Zum anderen geht es um CO2e-Emissionen, die beim Betrieb von Netzinfrastruktur und Rechenzentren entstehen. Dies alles muss mit den potenziellen Einsparungen an Treibhausgasen gegengerechnet werden. Dabei ergibt sich folgende Vorhersage zum ökologischen Fußabdruck:

  • Bei einer moderaten Digitalisierung entstehen insgesamt 16 Mt CO2e. Aufgeschlüsselt bedeutet das: Endgeräte produzieren 7 Mt, Rechenzentren 6 Mt und Kommunikationsnetze 3 Mt.
  • Eine beschleunigte Digitalisierung führt zu 22 Mt CO2e. Davon entfallen auf Endgeräte 11 Mt, auf Rechenzentren 7 Mt und auf Kommunikationsnetze 5 Mt.

Der Vergleich dieser Werte mit dem erwarteten Einsparpotenzial zeigt, dass die Digitalisierung sechs- bis siebenmal mehr CO2e einspart, als sie verursacht.