OPEC-Förderkürzungen seit Anfang 2019

Seit Anfang 2019 gilt eine Vereinbarung zwischen der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und ihren Partnern, bezeichnet als OPEC+. OPEC+ sieht vor, dass die Mitgliedsländer der OPEC ihre Fördermenge um 1,2 Millionen Barrel pro Tag kürzen. Ziel der Regelung ist, dass der Rohölpreis steigt, damit sich die wirtschaftliche Situation der OPEC-Länder verbessert.

OPEC könnte die Kürzungen verlängern

Zunächst sollte OPEC+ bis Juni 2019 gelten. Am 19. Mai 2019 teilte die OPEC mit, dass OPEC+ im Vormonat die Vorgaben zu 168 Prozent erfüllt habe. Am selben Tag äußerte sich der saudische Öl-Minister Khalid al-Falih zu OPEC+, der als eine der wichtigsten Persönlichkeiten im globalen Ölgeschäft gilt. Ihm zufolge hat die OPEC über eine Verlängerung der Fördermengenkürzung bis ins zweite Halbjahr 2019 gesprochen. Kommt das Ende der Fördermengenkürzung für den Rohöl-Einkauf doch nicht so bald wie erhofft?

Die Verunsicherung am Ölmarkt wurde schnell deutlich: Der Kurs der europäischen Referenzölsorte Brent notierte am Morgen des 20. Mai bei 73,11 US-Dollar. Der Vergleichswert von Freitag, dem 17. Mai, betrug 72,21 US-Dollar.

Trump droht Iran mit Zerstörung

Auch der aktuelle Konflikt zwischen den USA und dem Iran beeinflusst den Rohölpreis. Nachdem am Wochenende des 18. und 19. Mai im Irak eine Rakete in unmittelbarer Nähe der US-Botschaft einschlug, drohte US-Präsident Donald Trump mit einem „offiziellen Ende des Irans“, sollte es zu einer weiteren Attacke kommen. Der US-Mineralölkonzern ExxonMobil zog daraufhin mit Verweis auf die Sicherheitslage alle ausländischen Mitarbeiter aus dem Irak ab. Von dieser Aktion fühlte sich wiederum der irakische Öl-Minister Thamir Ghadhban provoziert: Er warf ExxonMobil vor, aus politischen Gründen zu handeln. Sollte es zu einem militärischen Konflikt zwischen den USA und dem Iran auf iranischem Boden kommen, wären die Folgen katastrophal – auch für den Einkauf von Rohöl.

Angespannte Lage auch in Libyen

Beim Kampf um Tripolis ist der Vormarsch der sogenannten Libyschen Nationalarmee (LNA) unter Führung von General Chalifa Haftar ins Stocken geraten. Der Militäroffizier verlagert den Konflikt deshalb zunehmend auf die Wirtschaft und spielt seinen größten Trumpf aus: das Öl. Das Problem dabei: Chalifa Haftar kontrolliert zwar die meisten libyschen Ölfelder und wird mittlerweile von den USA, Frankreich und Russland unterstützt. Den Ölhandel aber steuert die international anerkannte Regierung in Tripolis. Die beiden Kriegsgegner drohen, den Ölhahn komplett zuzudrehen und so die Versorgung der Weltölmärkte zu unterbrechen. Noch fließen die Exporte für den Rohöl-Einkauf – aber keiner weiß, wie lange.

Fazit

Ob Atomabkommen, US-Sanktionen, OPEC+-Kürzungen oder auch Chinas Expansionspläne: Der Rohölmarkt ist nervös. Er reagiert mit Preisanstiegen auf die vielen spannungsgeladenen Situationen in der Welt. Marktexperten rechnen weiterhin mit steigenden Preisen.