Bauwirtschaft hat viele Wachstumsjahre hinter sich

Die Bauwirtschaft hat zahlreiche Boom-Jahre hinter sich und bleibt auch in Zukunft eine Schlüsselbranche in Deutschland. Die Beschäftigtenzahl erhöht sich seit 2009 kontinuierlich: Im Jahr 2022 waren rund 927.000 Personen, das sind sechs Prozent aller Erwerbstätigen, in den 82.700 Betrieben des Bauhauptgewerbes tätig. Sie erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von etwa 160 Milliarden Euro. Der Anteil der Bauinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt lag 2022 bei 12,3 Prozent, ein deutlich höherer Wert als beispielsweise noch 2014 (8,9 Prozent).

Wohnungsbau ist die bedeutendste Bausparte

2021 wurden im Wohnungsbau 55,4 Milliarden Euro umgesetzt. Der Wirtschaftsbau in Deutschland erzielte einen Umsatz in Höhe von rund 53,3 Milliarden Euro. Der Öffentliche Bau folgte mit 38 Milliarden Euro.

Bei Betrachtung des Bauvolumens, also der Summe aller Leistungen, die auf die Herstellung und Erhaltung von Bauwerken gerichtet sind, wird diese Rangfolge noch deutlicher: Das Gesamtbauvolumen für das Jahr 2022 wurde vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vorläufig auf knapp 540 Milliarden Euro taxiert; davon entfielen 312 Milliarden auf den Wohnungsbau, 156 Milliarden auf den Wirtschaftsbau und rund 72 Milliarden Euro auf den Öffentlichen Bau.

 

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Lage und Perspektive der Bauwirtschaft 2023

Nach vielen Jahren des Baubooms ging die Bautätigkeit in Deutschland erstmals seit 2013 wieder zurück. Lieferengpässe, das deutlich höhere Zinsniveau und die teils exorbitant gestiegenen Material- und Baupreise setzten der Branche zu. Allein die Preise für Bauleistungen stiegen zum Februar 2023 gegenüber dem Vorjahr um rund 16 Prozent. Preise für Erzeugnisse aus Zement, Kalk und Gips waren sogar um 46 Prozent teurer.

Im Baugewerbe sank die Bruttowertschöpfung 2022 um real 2,3 Prozent. Stabilisierend wirkten hingegen die Bestandsmaßnahmen im Wohnungsbau, wie beispielsweise energetische Sanierungen. Für das Jahr 2023 wird ein weiterer Rückgang des Bauvolumens von real 1,8 Prozent prognostiziert. Allerdings erwarten Experten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), dass schon 2024 die Neubautätigkeit im Wohnungsbau wieder zulegt.

Das Gleiche gilt für den Wirtschaftsbau: Für 2023 muss wohl mit einem Rückgang der Investitionstätigkeit gerechnet werden. Mit einsetzender wirtschaftlicher Erholung dürfte dieser Bereich 2024 wieder Fahrt aufnehmen. Im Öffentlichen Bau zeichnet sich ab, dass geplante Bauprojekte verschoben werden, sodass auch in diesem Segment von einem Rückgang des Bauvolumens ausgegangen wird. Allerdings soll sich Prognosen zufolge dieser Bereich ebenfalls in den Folgejahren erholen. Vor allem in Projekte wie den Breitbandausbau, den Bau von Kindertagesstätten sowie für die Förderung des Klimaschutzes werden mutmaßlich noch wesentliche Investitionen erfolgen.

 


Arbeitsplätze sind in Gefahr

Trotz der mutmachenden Prognosen ist die Stimmung in der Bauwirtschaft Mitte 2023 schlecht. Laut dem Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF e.V.) drohe der Verlust Tausender Arbeitsplätze, da das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr 2022 um rund 110.000 Einheiten verfehlt worden sei und auch die Aussichten für 2023 düster aussähen. Mitschuld trage die verfehlte Förderpolitik der Regierung, laut BDF würden direkte Zuschüsse für „hoch energieeffiziente und klimapositive Bauvorhaben“ benötigt.

Und auch bei der Ausbildung des Nachwuchses ist eine negative Trendwende zu beobachten. Sechs Jahre in Folge konnte die deutsche Bauwirtschaft ihre Ausbildungszahlen zuletzt steigern. Doch aktuell zeigen die Zahlen des Zentralverbands des deutschen Baugewerbes ein Minus von 2,1 Prozent. Im Bauhandwerk fällt dieses Minus im ersten Lehrjahr gegenüber dem Vorjahr mit 11,3 Prozent sogar noch drastischer aus.