Edscha Holding GmbH: Nominiert für den BME-Innovationspreis 2021

Der BME-Innovationspreis honoriert seit 1986 Lösungen und Konzepte für innovatives Einkaufs- und Logistikmanagement in Unternehmen. Diese Ideen sollen die Effizienz des Einkaufs nachhaltig steigern, sich positiv auf das Unternehmensergebnis auswirken sowie nützlich für Marktpartner erweisen.

Nominiert für den BME-Innovationspreis 2021 wurde unter anderem die Edscha Holding GmbH für ihre „Vision Einkauf 4.0“ – mit dem Ziel einer ganzheitlichen Digitalisierung des Einkaufs. Der Automobilzulieferer beschäftigt weltweit mehr als 5.600 Mitarbeiter in der Entwicklung und Produktion. Das Produktportfolio von Edscha umfasst neben klassischen Scharniersystemen und elektrischen Heckklappenantrieben auch innovative Produkte wie elektrische Seitentürantriebe.

Wie diese Vision Einkauf 4.0 aussieht, skizzieren Dominik Henne (Leiter Einkauf global) und Stefan Wutscherk (Leiter Methoden und Prozesse Einkauf) für Inside Business.

2019: Entwicklung einer digitalen Roadmap

Bereits 2019 hatte Edscha eine speziell im Einkauf angesiedelte Digitalisierungsabteilung namens „Prozesse und Methoden“ gegründet, die sich vornehmlich mit der Optimierung und Digitalisierung veralteter Einkaufsprozesse beschäftigen sollte. Schnell wurden Potenziale identifiziert und eine Digitalisierungsroadmap aufgesetzt.

Diese umfasst einen ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz. Wichtig war, die Vision über alle Prozesse hinweg im Auge zu behalten statt mehrere Insellösungen zu schaffen. Insgesamt wurden 20 Klein- und Großprojekte gestartet. Die besondere Herausforderung dieser komplexen Transformation bestand darin, seit Jahrzehnten eingefahrene Einkaufsprozesse aufzubrechen und alle Stakeholder in den Veränderungsprozess einzubeziehen.

Zunächst galt es, eine tragfähige Basis zu schaffen, um die weiteren Digitalisierungsschritte vorzubereiten. Dazu gehörte die Digitalisierung von analogen und Offline-Prozessen. Diese Daten wurden in eine Datenbank überführt und standen dort nun zur weiteren Aufbereitung und Auswertung zur Verfügung. Ineffiziente Prozesse wurden digitalisiert und dabei optimiert, beispielsweise Freigaben durch elektronische Workflows oder elektronische Unterschriften eingeführt.

Weitere Projekte waren der Aufbau einer digitalen Werkzeugdatenbank, der Ausbau der Lieferantenansicht zu einer 360-Grad-Ansicht mit Kredit- und Risikodaten sowie die Einrichtung eines Frühwarnsystems.
 

2021 – 2022: Optimierung und Automatisierung von Prozessen

Das große Thema Big Data Analytics stand auf der Roadmap ganz vorne und wurde im zweiten Schritt angegangen. Mithilfe einer modernen Reporting-Software konnten altmodische Excel- und PowerPoint-Reports durch Live Dashboards mit interaktiven Reports und KPIs ersetzt werden.

Zusätzlich sieht Edscha in der Technologie RPA (Robotic Process Automation) einen guten Weg, einfache reproduzierbare Prozesse schnell zu automatisieren. Dort, wo eine klassische Schnittstelle nicht einsetzbar ist, können Daten mit RPA aus SAP ausgelesen und in anderen Softwarelösungen weiterverarbeitet werden.

Ende 2021 finalisiert Edscha einen IT-unterstützten Anfrageprozess, bei dem nur noch wenige manuelle Eingriffe notwendig sind. Auch andere ineffiziente Prozesse wurden bereits erfolgreich optimiert, automatisiert oder befinden sich in der Transformation.

2022 – 2030: Künstliche Intelligenz im Fokus der digitalen Transformation

In der kurzfristigen Vision zum Thema „Einkauf 4.0“ sehen Henne und Wutscherk die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz im Mittelpunkt der digitalen Entwicklung. Die Datenanalyse könne dank der Weiterentwicklung maßgeblich verbessert werden, wodurch es dem Einkäufer wiederum möglich sei, präzisere Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Der Einkauf werde sich in den kommenden Jahren stark verändern. Denkbar seien dann auch IT-Lösungen, die bei Preisverhandlungen unterstützend eingesetzt werden oder Daten aus der Vergangenheit für Predictive Analytics heranziehen können.

Auch die Lieferantensuche werde von einer ausgereifteren KI profitieren. Wenn mit den heutigen Methoden bei einer Suche 20 mögliche Lieferanten weltweit gefunden werden, kann sich dieses Ergebnis mit den technischen Möglichkeiten um das Jahr 2030 herum verzehnfachen. Henne und Wutscherk gehen davon aus, dass der Einkauf der Zukunft kaum noch operative Tätigkeiten selbst ausführen muss und seinem Unternehmen durch diese Möglichkeiten der rein strategischen Ausrichtung einen höheren Wertbeitrag generieren wird.