Einigkeit unter Branchenexperten: Lieferketten müssen robuster werden

Die Corona-Pandemie hat in den Lieferketten teilweise zu erheblichen Störungen und Unterbrechungen geführt. Nach dem Supply Chain Resilience Report 2020 von 3D Hubs haben fast zwei Drittel der Unternehmen direkt unter Covid-19-Störungen in der Lieferkette gelitten. Ein Ende der Virusausbreitung ist noch nicht absehbar. Als Konsequenz planen daher 96 Prozent der 1.200 befragten Branchenexperten Maßnahmen, um die Lieferketten robuster zu machen, damit ähnliche Szenarien und daraus resultierende Versorgungsengpässe künftig ausbleiben.

Digitalisierungs- und Automatisierungsinitiativen

In den Fokus rücken dabei neben Regional Sourcing auch technologische Innovationen, die Prozesse in der Lieferkette automatisieren und die Transparenz erhöhen. Durch die digitale Transformation bieten sich Möglichkeiten, die Unternehmen nun stringenter verfolgen könnten. Ein Beispiel ist Process Mining – mit dieser Methode lassen sich die komplexen Verbindungen und Prozesse in der Supply Chain transparent darstellen. Abweichungen oder zeitliche Verzögerungen im Prozess werden sofort und valide erkannt – bis ins kleinste Detail.

Dass moderne Technologie für den Einkauf künftig eine noch größere Rolle spielen wird, legt auch ein Whitepaper zum Thema „Lieferketten nach Corona“ nahe, das vom Paketdienst DHL in Kooperation mit Logistik-Experte Prof. Richard Wilding erstellt wurde. Danach werden etablierte Prozesse durch neue Arbeitsweisen abgelöst, die von Digitalisierungs- und Automatisierungsinitiativen geprägt sind.

Gerade durch den Trend zu dezentralen Arbeitsplätzen sei eine robuste Informationstechnologie vonnöten, die einer verteilten Belegschaft im Homeoffice und anderswo weiterhin Zugang zu den notwendigen Daten und Systemen gewährleistet.
 

Agile Zusammenarbeit dank digitaler Kollaborationsplattformen

Während der Corona-Krise hat sich gezeigt, dass die agile Zusammenarbeit zwischen Abteilungen eines Unternehmens unverzichtbar ist. Teilweise mussten täglich neue Abstimmungen getroffen werden, um das gesamte Supply-Chain-Management am Laufen zu halten. Diese in den Hochzeiten der Pandemie erlernte Anpassungsfähigkeit wird auch künftig im Tagesgeschäft von Vorteil sein. Digitale Kollaborationsplattformen sind für eine solche interdisziplinäre Zusammenarbeit immens hilfreich.

Big und Smart Data

Das Thema Big Data wird sich in den kommenden Jahren zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für den Einkauf entwickeln. Dessen waren sich Entscheider schon 2018 bewusst, doch die Auswirkungen der Corona-Pandemie verstärken diesen Trend noch. Für das Risikomanagement der Supply Chain sind große Datenbestände unentbehrlich, aus denen mittels Algorithmen sinnvolle Informationen (Smart Data) extrahiert werden. Das können neben Informationen über die Ausbreitung einer Pandemie auch Daten über die Lieferanten und das Transportmanagement sein oder Hinweise auf bevorstehende Streiks oder andere politische Konflikte, die die Lieferkette beeinträchtigen können.

Der digitale Supply-Chain-Zwilling

Ein digitaler Zwilling ist das computerbasierte Abbild eines materiellen oder immateriellen Objekts, in der Regel eines Produkts oder einer Maschine. Auch die Supply Chain kann in einem Modell visuell abgebildet und simuliert werden, um die komplexen Beziehungen und Prozesse zwischen allen Akteuren entlang der Lieferkette sichtbar zu machen. Auf diese Weise kann das gesamte Netzwerk analysiert und optimiert werden, um es robuster und flexibler gegenüber externen Störeinflüssen zu gestalten. Ursachen des Bullwhip-Effektes können transparent gemacht und Abwehrmaßnahmen erprobt werden.