Ethik in Einkauf und Beschaffung

Verantwortungsvolles Handeln, nachhaltige Produkte, Transparenz bezüglich Inhaltsstoffe und Materialien sowie Corporate Social Responsibility sind entscheidende Aspekte im Kaufentscheidungsprozess von Konsumenten. Ethisches Beschaffungsmanagement bedeutet: Einkauf und Beschaffung übernehmen nicht mehr nur eine wesentliche Rolle bei der Sicherstellung der zeitgerechten Verfügbarkeit der benötigten Güter und Dienstleistungen, sondern auch bei der Gewährleistung von Nachhaltigkeit und der Einhaltung von ethischen Grundsätzen.

Was genau ist ethisches Beschaffungsmanagement?

Ziel des ethischen Beschaffungsmanagements ist es, dass Unternehmen ihre Verantwortung für die vorgelagerten Wertschöpfungsschritte voll wahrnehmen und nur gemeinwohlorientierte Zulieferer auswählen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sich die Beschaffung auf die Durchführung von Sourcing-Aktivitäten auf dem höchstmöglichen Niveau einer verantwortungsvollen, nachhaltigen und sozial verträglichen Geschäftspraxis konzentrieren.

Unternehmen aus allen Branchen beziehen mittlerweile ethische Beschaffungsrichtlinien in ihre operativen Standards und Prinzipien ein. Es geht beim ethischen Beschaffungsmanagement aber nicht nur darum sicherzustellen, dass Produkte und Dienstleistungen ethisch einwandfrei produziert und erbracht werden. Ethisches Beschaffungsmanagement umfasst neben dem reinen Akt der Beschaffung von Waren und Dienstleistungen auch die Prozesse zur Bewertung und die Interaktion auf einem Beschaffungsmarkt bis hin zum Management der Lieferantenbeziehungen.

Mehr als nur ein Schutz der Markenreputation

Ethisches Beschaffungsmanagement senkt operationelle Risiken und schützt die Markenreputation, hilft Unternehmen zudem, sich wichtige Wettbewerbsvorteile zu sichern: genau dann, wenn der Wettbewerber darin versagt, ethisch einwandfrei zu produzieren. Viele Unternehmen haben sich deshalb freiwillig Leitlinien gegeben, die eine ethische Unternehmenskultur fördern und zu verantwortlichem und nachhaltigem Handeln ermutigen. Ein Beispiel dafür ist das „Leitbild für verantwortliches Handeln in der Wirtschaft“, das vom Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik initiiert und von vielen großen Unternehmen und Organisationen übernommen wurde.

Ein weiteres Beispiel ist die Vereinbarung „Bangladesh Fire and Safety Accord“, die globale Marken wie H&M, Zara und Puma sowie der internationale Gewerkschaftsverband IndustriALL Global Union & UNI Global Union getroffenen haben. Das Abkommen soll mittels Maßnahmen zur Feuer- und Gebäudesicherheit in Bangladesch die Sicherheit der Arbeiter vor Ort erhöhen.

Praktische Tipps für die Umsetzung eines ethischen Beschaffungsmanagements

Unternehmen haben viele Möglichkeiten, Ihr Beschaffungswesen ethisch zu gestalten. Zunächst sollten Firmen für ein ethisches Beschaffungsmanagement alle verfügbaren Geschäftsinformationen als Risikobewertung ihrer Lieferkette heranziehen. Diese Daten lassen sich in der Regel von Wirtschaftsinformatik- und Risikomanagement-Instituten beziehen. Überprüfungen sollten über die formalen, geplanten Besuche vor Ort hinausgehen. Bitten Sie beispielsweise Ihre Lieferanten um eine Bestätigung, dass Sie deren Geschäft auch unangekündigt auditieren können.

Unternehmen sollten auch den Einsatz von Social Media in Betracht ziehen, um direkt mit den Mitarbeitern ihrer Lieferanten zu kommunizieren. Adidas beispielsweise ermutigt seit längerem die Mitarbeiter bestimmter asiatischer Lieferanten, ihre Beschwerden anonym per Text direkt mit dem Sportartikelhersteller zu teilen. Darüber hinaus gibt es mittlerweile neue Technologien, die bei der Konsolidierung, Auditierung und Analyse der Fähigkeiten eines Lieferanten und seiner Geschäftsabläufe helfen.

Fazit

Jedes Unternehmen sollte heutzutage über einen starken Ethikkodex für seine Geschäfts- und Beschaffungsprozesse verfügen. Neben der höheren Effizienz und Wertschöpfung aus den Beschaffungsaktivitäten liegen die Vorteile einer ethischen Beschaffung in einem besseren Markenimage, einer höheren Loyalität der Endkunden und der allgemeinen Wertschätzung durch die Öffentlichkeit.