Sechs Tipps für eine erfolgreiche Bestandsreduzierung

1. Tipp: Bestandsanalyse – der erste Schritt auf dem Weg zur Bestandsreduzierung

Eine Analyse der aktuellen Bestände ist der logische erste Schritt hin zu einer sinnvollen Reduzierung der Lagerbestände. Eine korrekt durchgeführte Bestandsanalyse lässt sich grob auf die folgenden drei Aspekte herunterbrechen:
 

  • Überbestände messen: Zunächst gilt es, möglichst exakt festzustellen, in welchen Bereichen Überbestände vorhanden sind und inwiefern diese saisonal schwanken.
  • Gründe suchen: Sind chronische Überbestände protokolliert, kann nach dem "Warum" gefragt werden. Werden Überbestände konsequent zu ihrem Ursprung zurückverfolgt, offenbaren sich die zugrunde liegenden Bestandstreiber. In vielen Fällen bedarf es nur minimaler Änderungen, um diese zu neutralisieren, sodass bereits in diesem Schritt eine nennenswerte Bestandsreduzierung erzielt werden kann. Für besonders hartnäckige Bestandstreiber sind aber womöglich weitere Schritte notwendig – beispielsweise die optimierte Nutzung des ERP-Systems.
  • Korrekte Datenerhebung: auch wenn die Versuchung groß sein mag: Keinesfalls sollten Sie sich im Rahmen der Bestandsanalyse auf Ihr Bauchgefühl verlassen, denn die eigene Einschätzung der Bestände kann sehr trügerisch sein! Sämtliche Daten müssen sauber erhoben werden, um hartnäckige Bestandstreiber identifizieren und eliminieren zu können.
     

2. Tipp: Holistisch denken – eine Analyse der Lagerbestände reicht nicht aus

Gutes Bestandsmanagement geht über die Analyse bloßer Lagerbestände hinaus. Bestmögliche Ergebnisse bei der Bestandsreduzierung lassen sich nur mit der Kenntnis der gesamten Produktions- und Lieferkette erreichen. Besonders hilfreich ist es beispielsweise, die Supply-Chain als Einheit zu betrachten, wie es im Rahmen der Multi-Echelon-Optimierung geschieht. 

3. Tipp: ERP-Systeme richtig nutzen

Selbst kleinere Unternehmen wissen heute um den Nutzen eines ERP-Systems und setzen ein solches entsprechend ein. Erschreckend ist jedoch, wie gering in vielen Unternehmen die Kenntnis über die Fähigkeiten des genutzten ERP-Systems ist. Auch in puncto Materialplanung und Lagerverwaltung können viele ERP-Systeme unterstützend wirken. Diese Hilfestellung gilt es auszunutzen, denn sie spart mit Blick auf die Bestandsreduzierung Zeit und Kosten. Im Zweifelsfall kann es sinnvoll sein, sich mit dem jeweiligen Anbieter über Funktionsweise und Möglichkeiten des verwendeten Systems kurzzuschließen. 

4. Tipp: Wichtige Mitarbeiter regelmäßig schulen und qualifizieren

Allzu oft vertrauen Unternehmen darauf, dass leitende Mitarbeiter sich in Eigenverantwortung optimal in ihren Aufgabenbereich einarbeiten. Doch wer Disponenten ins kalte Wasser wirft, riskiert ein suboptimales Bestandsmanagement. Schulungen und Qualifizierungsmaßnahmen sind eine gute Investition in die eigenen Mitarbeiter und zugleich eine weitere Möglichkeit, sich dem Ziel der Bestandsreduzierung zu nähern. 

5. Tipp: Das richtige Maß finden – Auswirkungen einer minimal sinkenden Lieferbereitschaft

Viele Unternehmen haben den verständlichen Ehrgeiz, eine Lieferbereitschaft von nahezu 100 (praktisch zumindest 99) Prozent zu erreichen. Leider ist diese Strategie bei einigen Artikeln völlig fehl am Platz. Der Grund: Schon eine minimale Verringerung der Lieferbereitschaft, beispielsweise von einem halben oder einem Prozent, kann eine Halbierung der notwendigen Bestände zur Folge haben. Das Prinzip ähnelt dem berühmten Schmetterling der Chaostheorie, der mit seinem Flügelschlag auf der anderen Seite der Erde ein Unwetter auslöst: kleine Ursache, große Wirkung! Artikel, auf die dies zutrifft, gilt es zu identifizieren. 

6. Tipp: Bedarfsprognose – Dreh- und Angelpunkt einer erfolgreichen Bestandsreduzierung

Eine möglichst zutreffende Bedarfsprognose ist der Schlüssel zur Optimierung der Lagerbestände. Insbesondere folgende Punkte gilt es dabei zu berücksichtigen:
 

  • Planungsprinzip überdenken: Inwiefern ist das derzeitig genutzte Planungs- und Steuerungsprinzip sinnvoll? Lässt es sich verbessern? Bringt es womöglich Vorteile, von einem Push- in ein Pull-System zu wechseln?
  • Planungs- und Steuerungsprozesse anpassen: Sollten Sie sich für Änderungen am Planungsprinzip entschieden haben, gilt es, diese sauber umzusetzen.
  • Prognose-Optimierungssysteme einsetzen: Sobald die Planungsorganisation steht, können Prognose-Optimierungssysteme sehr effektiv dabei helfen, korrekte Prognosen zu stellen und Planungsprozesse bestmöglich umzusetzen.
  • Den Überblick behalten: Bedarfsprognosen müssen regelmäßig überprüft werden. Ebenso gilt es, Planungs- und Steuerungsprozesse kontinuierlich an Prognose-Optimierungssysteme anzupassen. Um einen reibungslosen Ablauf der Prozesse langfristig zu gewährleisten, ist es von essenzieller Bedeutung, den Überblick zu behalten. Eine abgestimmte Kommunikation über die gesamte Lieferkette hinweg ist hierzu unabdingbar.

Fazit: Eine Bestandsreduzierung setzt Wachstumsimpulse

Abschließend lässt sich festhalten: Es ist durchaus möglich, Bestände langfristig zu reduzieren. Auch wenn eine Bestandsanalyse, die Einführung eines ERP-Systems, Mitarbeiterqualifizierungen und Co. Zeit und Geld kosten – das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist langfristig nahezu immer ein positives! Schon eine Bestandsreduzierung von wenigen Prozent kann erhebliche Mengen an Kapital freisetzen, das reinvestiert werden und auf diese Weise neue Wachstumsimpulse setzen kann.