Humanitäre Logistik als essenzieller Faktor der Hilfe

Wie kommt Hilfe zu Menschen in Not? Dieser Frage müssen sich viele karitativ tätige Organisationen und Unternehmen stellen. Die größte Herausforderung ist es dabei, Rettungskräfte, Ausrüstung, Medikamente und andere Hilfsgüter in bedürftige Regionen zu bringen. Denn oft herrschen dort Zustände, die eine Versorgung erheblich erschweren.

Auslöser sind meist Naturkatastrophen, von Menschen verursachte Unglücke oder mit Waffengewalt ausgetragene Konflikte. Allein wegen des Klimawandels ist zunehmend mit Überschwemmungen, Waldbränden, Wirbelstürmen und ähnlichen wetterbedingten Notlagen zu rechnen. Es braucht also immer öfter eine effektive Katastrophenhilfe, deren zentraler Faktor die humanitäre Logistik ist.

Zu ihren Kernaufgaben zählen Organisation und Umsetzung von Waren‐, Finanz‐ und Informationsflüssen in betroffene Gebiete. Dabei muss die gesamte Lieferkette betrachtet werden – vom Ort der Herstellung oder der Vorbereitung bis zum Ort des Verbrauchs oder der Nutzung. Hinzu kommt gegebenenfalls der Transport von unterstützendem Personal.
 

Extreme Widrigkeiten bei Transportprozessen

Je nach Ursache eines Einsatzes sind unterwegs viele Probleme zu lösen. Neben zerstörter Infrastruktur sieht sich humanitäre Logistik oft auch politisch motivierten Schwierigkeiten ausgesetzt (z. B. Verzögerungen beim Zoll und der Einreise, mangelnde Unterstützung vor Ort). Hinzu kommen häufig folgende Komplikationen.
 

  • Die Zulieferer bzw. Spender sind anfangs oder über den gesamten Einsatz hinweg unbekannt.
  • Am Ziel ist unklar, wem und wie konkret geholfen werden muss.
  • Der Bedarf an Hilfskräften und -gütern ist schwer einzuschätzen.
  • Die Begleitumstände einer Aktion sind instabil bzw. schwer vorhersehbar.
  • Die Organisation von Hilfe muss sehr spontan und kurzfristig erfolgen.
  • Der Informationsfluss vor Ort ist sehr eingeschränkt.

Derartige Bedingungen verlangen von den Verantwortlichen humanitärer Logistik sehr flexible Bestandsstrategien, Kooperationen mit Partnern und Transportlösungen. 
 

Ukraine-Krieg: Humanitäre Logistikzentren der EU

Der jüngste Anlass für humanitäre Logistik ist aus hiesiger Sicht der Krieg in der Ukraine. Er erfordert geradezu das gesamte Spektrum an Hilfe, das möglich ist. Das zeigt sich auch an den Maßnahmen der Europäischen Union (EU). Die 27 Mitgliedstaaten sowie Norwegen und die Türkei spenden beispielsweise Erste-Hilfe-Kits, Schutzkleidung und Desinfektionsmittel, Zelte, Feuerlöschgeräte, Stromgeneratoren und Wasserpumpen.

Eine zentrale Rolle spielt auch das EU-Katastrophenschutzverfahren mit seiner Ressourcenreserve, kurz rescEU. Dabei handelt es sich um eine Initiative zur Hilfe bei chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Zwischenfällen. Hinsichtlich der Situation in der Ukraine will rescEU aus Lagern in Deutschland, Ungarn und den Niederlanden liefern. Die humanitäre Logistik besitzt „eine Flotte von Löschflugzeugen und -hubschraubern, medizinische Evakuierungsflugzeuge sowie einen Vorrat an medizinischen Artikeln und Feldlazaretten”, wie es seitens der EU heißt.

Zur Unterstützung der Menschen schickt die Gemeinschaft über das Projekt Beatmungsgeräte, Infusionspumpen, Patientenmonitore, Masken und Kittel, Ultraschallgeräte und Sauerstoffkonzentratoren ins Kriegsgebiet. Dorthin kommt die rescEU-Hilfe zusätzlich zu den humanitären Maßnahmen der EU-Länder.
 

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