Verbrauchsfolgeverfahren in Lagerwirtschaft und Rechnungswesen

Es ist ein Unterschied, ob Sie ein Verfahren für die Lagerhaltung Ihrer Bestände an Rohstoffen, Waren oder fertigen Produkten wählen oder ob Sie diese Bestände bilanz- und steuerwirksam bewerten. Einerseits handelt es sich bei der Wahl des Verbrauchsfolgeverfahrens in Ihrem Unternehmen um eine bilanzpolitische, andererseits um eine sortimentspolitische Frage. Geht es allein um die Lagerwirtschaft, sind Sie frei in Ihrer Entscheidung. Sollen aber die Lagerbestände für die Bilanzierung bewertet werden, gibt Ihnen das Handelsrecht in § 256 des Handelsgesetzbuches seit einigen Jahren den Weg vor. 
 

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Last in – First Out (Lifo)

Lifo ist die Abkürzung für den englischsprachigen Begriff "Last in – First out" und besagt, dass Sie die zuletzt angeschafften oder fertiggestellten Produkte zuerst veräußern oder verbrauchen. Für die Lagerhaltung und die Präsentation von Waren in einem Geschäft bedeutet das, dass sich die zuletzt angeschafften oder fertiggestellten Produkte weit vorne befinden. In der Praxis kommt dieses Verfahren der Lagerhaltung zur Anwendung, wenn neue Lieferungen regelmäßig die alten Bestände überdecken, zum Beispiel bei Schüttgütern, Haldenlagerung oder bei nicht verderblichen Waren, die aufgestapelt werden. Die Entnahme erfolgt von oben, sodass die zuletzt hinzugekommenen Mengen zwangsläufig zuerst verbraucht werden.

Zur vereinfachten Bewertung der Vorräte, die mindestens einmal jährlich zur Erstellung der Bilanz erforderlich ist, geht es um den Einstandspreis, mit dem die Lagerbestände in die Bilanz einfließen. Bilanzieren Sie mit der Lifo-Methode, bewerten Sie die vorhandenen Bestände mit den Einstandspreisen der ältesten Lieferungen, da die Mengen der neuen Lieferungen bereits verbraucht oder verkauft sind. Benötigen Sie den Einstandspreis von Rohstoffen für die Kalkulation eines produzierten Werkstückes, fließen die Einstandspreise der zuletzt entnommenen Mengen in die Preisbildung ein.

First in – First out (Fifo)

Genau umgekehrt verhält es sich bei der Fifo-Methode, denn sie unterstellt, dass die zuerst angeschafften Produkte auch zuerst verbraucht werden. Warenzugänge werden daher hinter den vorhandenen Beständen gelagert, sodass im Lager zunächst auf die älteren Bestände zugegriffen wird. Insbesondere bei verderblichen Waren ist diese Form der Lagerhaltung und Sortimentsaufbewahrung zwingend notwendig, um zu verhindern, dass die älteren Bestände verderben und damit wertlos werden.

Für die Bilanzierung der Warenbestände bedeutet das Fifo-Verfahren, dass die Bewertung mit den Einstandspreisen der letzten Lieferungen erfolgt, denn diese befinden sich noch im Lager. Benötigen Sie den Warenwert für die Preiskalkulation, beeinflusst bei Anwendung der Fifo-Methode der Einstandspreis der ältesten Produkte den Verkaufspreis. 
 


Lofo und Hifo für die Bilanzierung bedeutungslos

Die Lofo- und Hifo-Verfahren sind nach dem Handelsrecht für die Lagerbewertung zur Bilanzierung nicht mehr zulässig und daher bedeutungslos. Lediglich in der Kostenrechnung kommen sie noch zur Anwendung.

Lowest in – First out (Lofo) und Highest in – First out (Hifo)

Anders als Lifo und Fifo ist Lofo kein zeitabhängiges Bewertungsverfahren, sondern ein preisabhängiges. Hier geht es darum, Waren und Rohstoffe in der Reihenfolge ihres Einstandspreises zu verbrauchen oder zu verkaufen. Im Fall des Lofo-Verfahrens verlassen die Produkte das Lager zuerst, die den niedrigsten Preis haben. Das bedeutet wiederum für die Lagerhaltung, dass die preisgünstigsten Wareneingänge vorne gelagert sind. In die Bilanzierung fließen jedoch die höchsten Rohstoff- und Warenpreise ein, da die niedrigpreisigen Lagerbestände bereits verbraucht oder verkauft sind. Wenden Sie die Lofo-Methode bei der Preiskalkulation an, erfolgt die Preisbildung mit den niedrigsten Einstandspreisen, denn diese Rohstoffe und Halbfertigprodukte verbrauchen Sie regelmäßig zuerst. Auch das Hifo-Verfahren ist preisabhängig, denn hier geht es darum, die teuersten Waren- und Rohstoffbestände zuerst zu entnehmen. Im Lager befinden sich daher die Mengen mit den höchsten Einstandspreisen vorne. Für die Bilanzierung aber liegen die niedrigsten Einstandspreise zugrunde, weil die teuersten Produkte bereits aus dem Lager entnommen sind. In die Kalkulation hingegen fließen die höchsten Einstandspreise ein. 

 


Fifo oder Lifo – Theorie und Praxis

Eine engere Einschränkung der Wahl des Verbrauchsfolgeverfahrens gibt das Steuerrecht vor. Für die Erstellung der Steuerbilanz ist nur die Lifo-Methode zulässig. Da sich Unternehmen in der Regel auf ein einheitliches Bewertungsverfahren festlegen, ist dieses bei der Bilanzierung besonders verbreitet. In der Praxis der Lagerhaltung jedoch verwenden viele Unternehmen die Fifo-Methode, da viele Produkte durch eine lange Lagerung altern oder sogar verderben und damit an Wert verlieren. Anders verhält es sich nur in wenigen Branchen, zum Beispiel bei einem Winzer oder Weinhändler, denn ein lagerfähiger Wein gewinnt mit längerer Lagerdauer an Wert. 

Lifo, Fifo, Lofo, Hifo – welche Methode ist wann die richtige?

In der Praxis geht die Lagerhaltung regelmäßig davon aus, dass die zuerst angeschafften Waren und Rohstoffe auch zuerst verbraucht werden. Die ältesten Lagerbestände befinden sich daher vorne. Danach ist das Fifo-Verfahren das praktikabelste. Insbesondere bei verderblichen Produkten ist es auch das einzig sinnvolle. Für die Bewertung der Lagerbestände zur Bilanzierung haben Sie dennoch die Wahl zwischen der Lifo- und der Fifo-Methode. Verschiedene Software für die Lagerverwaltung erleichtert zusätzlich die Organisation der Lagerbestände.

 

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