Die Bedeutung von Rohstoffpreisen

Rohstoffe sind die Grundvoraussetzung für die Herstellung von Endprodukten – wobei das Endprodukt bestimmt, welcher Rohstoff benötigt wird. Wie nachhaltig sich der Wert eines Rohstoffs global auswirken kann, zeigt sich am Beispiel Öl: Im Sommer 2006 stieg der Ölpreis auf über 140 US-Dollar pro Barrel – so hoch wie nie zuvor. Mit dem Preisanstieg verteuerte sich alles: Transportkosten, Heizkosten, Produktionskosten und vieles mehr.

Wie sehr die Rohstoffpreise direkt die Industrie betreffen können, zeigt sich auch am Beispiel der US-Strafzölle auf europäischen Stahl. Ende Juli 2018 musste Autobauer General Motors seinen Aktionären mitteilen, dass der Jahresgewinn deutlich geringer ausfallen wird als erwartet. Grund: der massive Anstieg der Rohstoffkosten für den Automobilkonzern.
 

Indikator für Preisentwicklungen auf Weltrohstoffmärkten

Der HWWI-Rohstoffpreisindex ist ein umfassender aktueller Indikator des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) für die Preisentwicklungen auf den Weltrohstoffmärkten. Er misst die preislichen Veränderungen in der Rohstoffimportrechnung der Industrieländer und wird von Politik und Wirtschaft gleichermaßen genutzt. Ebenso dient der HWWI-Rohstoffpreisindex weltweit als Basis für Studien. Der Index umfasst 31 der wichtigsten international gehandelten Rohstoffe wie Rohöl, Erdgas, Aluminium, Baumwolle, Kaffee und Zucker.

Als Rohstoff gilt in diesem Zusammenhang eine Ware, die unbearbeitet oder wenig bearbeitet ist. Abfallstoffe beziehungsweise Sekundärrohstoffe bleiben unberücksichtigt – mit Ausnahme von Stahlschrott, der wie ein Rohstoff in die Produktion geht.
 

Der HWWI-Rohstoffpreisindex Anfang 2019

Nachdem der HWWI-Rohstoffpreisindex im November und Dezember 2018 noch einen Rückgang verzeichnete, notierte er im Januar 2019 moderat im Plus und stieg um 0,4 Prozent (auf US-Dollarbasis; in Euro: +0,1 Prozent) gegenüber dem Vormonat. Insgesamt lag der HWWI-Rohstoffpreisindex im Januar bei 113,3 Punkten (in Euro: 110,1 Punkte) und war damit um 12,2 Prozent (in Euro: minus 6,1 Prozent) niedriger als im Vorjahresmonat.

Große Preissteigerungen gab es vor allem bei Rohstoffen für Nahrungs- und Genussmittel sowie bei Industrierohstoffen. Beide Teilindizes stiegen um 1,7 Prozent (in Euro: +1,4 Prozent).

Der Teilindex für Energierohstoffe war in den vergangenen zwölf Monaten stark gefallen. Im Januar 2019 verzeichnete er jedoch einen moderaten Anstieg um 0,2 Prozent (in Euro: minus 0,1 Prozent). Vor allem Rohöl verteuerte sich im Januar nach starken Verlusten in den beiden Vormonaten und stieg um 4,5 Prozent (in Euro: +4,2 Prozent). Erdgas und Kohle verbilligten sich hingegen.
 

Weltgeschehen nimmt Einfluss auf Rohstoffpreise

Wer die Rohstoffpreise und ihre Entwicklung verstehen möchte, muss immer das Weltgeschehen im Auge behalten. So stieg der Ölpreis beispielsweise einerseits aufgrund der Anfang Dezember 2018 von der OPEC beschlossenen reduzierten Fördermenge von Rohöl – eine Maßnahme, um den seit Oktober 2018 anhaltenden Preisverfall zu stoppen. Andererseits verschärft sich aktuell der Konflikt in Venezuela. Aufgrund US-amerikanischer Sanktionen kann das kleine Land mit den weltweit größten Erdölreserven nichts davon exportieren. Dennoch liegen die drei gelisteten Rohölsorten (Brent, Dubai und West Texas Intermediate) immer noch deutlich unter dem Preisniveau vom Januar 2018.

Oder das Beispiel Erdgas: Wie ist es möglich, dass der Erdgaspreis im Januar 2019 unter dem Preisniveau von Januar 2018 lag, obwohl rund um den Lake Michigan zu dieser Zeit Temperaturen von bis zu minus 30 Grad herrschten und auch der Süden Deutschlands unter extremen Schneemassen litt? Tatsächlich war die Nachfrage nach Gas in Deutschland und den USA geringer als die Bilder in den Medien suggerierten. So betrafen die Kälteeinbrüche tatsächlich nur den Norden der USA. Im restlichen Land war es sogar deutlich wärmer als normal. Ebenso in Deutschland: Während der Süden in endlosen Schneefällen zu versinken drohte, lag im Norden die Temperatur im Januar 2019 um 0,2 Grad Celsius höher als im Durchschnitt.
 

Alle Indexwerte von 1960 bis heute online abrufbar

Auf der Webseite zum HWWI-Rohstoffpreisindex können Sie die vollständigen aktuellen Indexwerte herunterladen. Darüber hinaus stehen Ihnen alle Tageswerte seit April 1996 und sämtliche Monatswerte seit Ende 1979 zur Verfügung. Praktisch: Die Daten lassen sich zur Weiterverarbeitung in Tabellenkalkulationen importieren. Der volle Zugriff ist allerdings nur über ein kostenpflichtiges Abonnement möglich.