Krisenstimmung in der Holzindustrie

Die Holzindustrie befindet sich seit Monaten im Krisenmodus. Denn der Rohstoff ist Mangelware, Produktionskürzungen waren und sind die Folge. Kurzarbeit bei den holzverarbeitenden Betrieben könne laut Bundesverband der Deutschen Säge- und Holzindustrie nicht mehr ausgeschlossen werden.

Die Sägewerke in Deutschland haben derzeit nie dagewesene Probleme, Laubholz aus regionalen Wäldern für die hiesige Verarbeitung zu bekommen. Die nach wie vor gestörten Lieferketten tragen zur Ausweitung des Problems bei. Die Konsequenz: Der Holzpreis ist im Vergleich zum Vorjahr teilweise um bis 80 Prozent gestiegen. Im August 2022 war vor allem Brennholz teuer wie nie: Kostete ein Festmeter im vergangenen Jahr noch zwischen 60 und 70 Euro, sind es mittlerweile mindestens 100 Euro. Teilweise werden sogar Preise bis 200 Euro verlangt.

Hinzu kommt ein weiteres Problem: Trotz der knappen Verfügbarkeit wird weiter fleißig Holz ausgeführt, vornehmlich nach China. 2021 sind nach Angaben der Möbelindustrie 146.000 Kubikmeter Eichenholz in den Export gegangen. Bei Buchenholz waren es mit 255.000 von insgesamt 560.000 Kubikmetern sogar fast 46 Prozent des geschlagenen Rohstoffes. Holz, das im heimischen Markt fehlt. Nennenswerte Exportbeschränkungen für Rohmaterialien wie Holz gibt es in der EU nicht.
 


Studie: Holzproduktion wird noch stärker einbrechen

Und die Aussichten werden nicht besser, denn die EU-Kommission hat eine Biodiversitätsstrategie vorgelegt, die auch die Wälder und Holznutzung betrifft. In einer modellbasierten Studie des Thünen-Instituts sehen die Autoren im Worst-Case-Szenario im Jahr 2030 einen Rückgang der Rundholzproduktion von 48 Prozent. Das Minus soll etwa zur Hälfte durch Importe aus Nicht-EU-Ländern ausgeglichen werden. Gleichzeitig würden dann jedoch deutlich weniger Schnittholz, Holzwerkstoffe und Zellstoff in der EU produziert werden.

Was der Umwelt guttun soll, kann laut der Studie aber auch ins Gegenteil ausschlagen: nämlich dann, wenn die reduzierte Verfügbarkeit von Holzprodukten dazu führt, dass diese durch Produkte wie Beton, Stahl oder Aluminium ersetzt werden. Denn deren Herstellung weist eine deutlich schlechtere Klimabilanz auf als die Holzalternativen. So könnte der beabsichtigte Nutzen für die Biodiversität Schäden in anderen Bereichen verursachen.
 

Materialmangel bei Holz: Ökologische Alternativen

Aufgrund des Materialmangels werden Holzalternativen in diversen Branchen immer wichtiger. So können oder wollen sich viele Endverbraucher und Unternehmen kein Holzparkett für ihre Immobilien mehr leisten – oder die Lagerbestände des Wunschbodens sind aufgebraucht. Immer öfter weichen Konsumenten daher etwa auf Linoleumböden aus. Diese bestehen aus Leinöl und Holz- oder Korkmehl sowie diversen weiteren Bestandteilen natürlichen Ursprungs. Auch Kork eignet sich als nachhaltiges Bodenmaterial, da dieser Stoff aus Baumrinde gewonnen wird, die schnell nachwächst und das Fällen des Baumes nicht notwendig macht.

Im Bauhandwerk eignen sich beispielsweise Materialien auf Polymerbasis als Holzalternative. Diese lassen sich leichter als Holz bearbeiten lassen und sind außerdem feuchtigkeitsunempfindlich. Außerdem gelten Holzbeton, Kalksandstein, Hanfkalk und Lehm als Baustoffe der Zukunft.

Und als Alternative zum Heizen eignen sich beispielsweise Baumrindenbriketts, die bei der industriellen Verarbeitung von Holz als Abfallprodukt entstehen. In geschredderter, getrockneter und zu Rindenbriketts gepresster Form sind sie aufgrund ihrer geringen Feuchte sogar im Vorteil gegenüber gut gelagertem Brennholz.