Das 1934 gegründete und in seiner jetzigen Form seit 2004 tätige Unternehmen BM Trada hat sich seit vielen Jahren als weltweit führender Anbieter für Zertifizierungen etabliert, unter anderem im Bereich Palmöl. Die Gesellschaft klärt ferner bei Unternehmen und Verbänden zum Thema nachhaltiges Palmöl auf. Wir haben mit dem Projektleiter Zertifizierung und langjährigen RSPO-Auditor Armin Hodzic über das RSPO-Siegel gesprochen.

Herr Hodzic, was genau garantiert das RSPO-Siegel?

Grundsätzlich sprechen wir von drei Siegeln beziehungsweise nutzbaren Logos. Für die in Deutschland nach RSPO zertifizierten Unternehmen und deren Verbraucher sind zwei davon besonders wichtig: das „Mixed“-Siegel und das „Certified“-Siegel.

Das „Mixed“-Siegel steht dafür, dass mit dem im Produkt enthaltenen Palmöl zur Produktion von zertifiziertem, nachhaltigem Palmöl beigetragen wird. Dagegen bestätigt das „Certified“-Siegel die Aussage, dass im Produkt tatsächlich zertifiziertes Palmöl enthalten ist.

Durch die Komplexität der Lieferkette und der verschiedenen Zertifizierungsstufen kann nicht immer garantiert werden, dass im Produkt physisch zertifiziertes Palmöl enthalten ist. Daher ist das „Mixed“ Siegel nicht weniger wertvoll, sondern trifft nur eine andere Art von Aussage. Beide Siegel stehen dafür, dass ein nachhaltiger und sozialverträglicher Umgang mit Mensch, Tier und Natur bei der Nutzung von Palmöl gefördert wird.

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Worin sehen Sie die Vorteile des RSPO-Siegels für Unternehmen?

Die Forderungen am Markt, zertifizierte Ware für den Endverbraucher zur Verfügung zu stellen, sind hoch. Unternehmen, die sich mit der Thematik gründlich und intensiv beschäftigt haben, beteiligen sich aus der Überzeugung, dass die Zertifizierung ein wichtiger Beitrag ist, um die Anbaubedingungen zu verbessern und die Bevölkerung in den Anbaugebieten zu unterstützen.

Eine RSPO-Zertifizierung und die Verwendung von nachhaltig angebautem Palmöl sollte ein Muss sein für alle Unternehmen, die diesen Rohstoff verwenden. Eine Zertifizierung ist ein Nachweis dafür, dass auf nachhaltige Rohstoffe gesetzt und die Änderung der Anbaubedingungen gewünscht wird. Ein Verzicht auf Palmöl aus Nachhaltigkeitsgründen ist falsch. Somit muss das Ziel sein, ausschließlich auf zertifiziertes und nachhaltig angebautes Palmöl zu setzen.

Quotation mark

„Eine RSPO-Zertifizierung und die Verwendung von nachhaltig angebautem Palmöl sollte ein Muss sein für alle Unternehmen, die diesen Rohstoff verwenden.“

Armin Hodzic, BM Trada Deutschland GmbH

Wie ist das RSPO-Siegel entstanden?

Initiator des RSPO war die Umweltorganisation WWF. Zusammen mit verschiedenen Interessensgruppen wurde der RSPO im Jahr 2004 ins Leben gerufen. Der RSPO steht für und gründet sich auf acht Prinzipen mit je ein bis elf Kriterien:
 

  1. Bekenntnis zu Transparenz
  2. Einhaltung von Gesetzen und sonstigen rechtlichen Bestimmungen, zum Beispiel der rechtmäßigen Nutzung von Anbauflächen
  3. Bekenntnis zu langfristiger wirtschaftlicher Tragfähigkeit
  4. Anwendung angemessener, bewährter und vorbildlicher Methoden durch anbauende Betriebe und Mühlen, zum Beispiel zur langfristigen Wahrung der Bodenfruchtbarkeit und Erosionsvermeidung oder beim Einsatz von Agro-Chemikalien
  5. Verantwortung gegenüber der Umwelt und Wahrung natürlicher Ressourcen und der Biodiversität
  6. verantwortungsvoller Umgang mit Angestellten und betroffenen Individuen und Gemeinden
  7. verantwortungsvolle Entwicklung neuer Anbaugebiete
  8. Bekenntnis zur kontinuierlichen Verbesserung in Hauptarbeitsgebieten

Das RSPO-Siegel steht dafür, dass diese Prinzipien und weitere, hier nicht detailliert beschriebene Kriterien beim Anbau eingehalten werden. Der RSPO und der WWF bieten zur Entstehungsgeschichte und vielen anderen Themen rund ums Palmöl empfehlenswerte Kurzvideos auf den jeweiligen Internetseiten.

Wer braucht die Zertifizierung?

Zur Zertifizierung sind alle Akteure der Lieferkette verpflichtet, die den Rohstoff verarbeiten oder die Primärverpackung öffnen – von der Plantage bis hin zum Endproduktehersteller.

Mit Ausnahme des Energiesektors handelt es sich in Deutschland um eine freiwillige Teilnahme am System. Der Wunsch vieler großer Handelsketten und Drogeriemärkte in Deutschland, ihren Kunden zertifizierte Waren anzubieten, erfordert jedoch die Verwendung von zertifiziertem Palmöl und eine Zertifizierung der Hersteller, wenn diese für die Unternehmen Eigenmarkenprodukte herstellen.

Aus diesem Grund wird das Siegel vermehrt auf Eigenmarken-Produkten auffallen. Die Markenproduktehersteller handhaben das in Eigenverantwortung. Viele der Hersteller sind Mitglieder im FONAP (Forum für nachhaltiges Palmöl), das sich für die hundertprozentige Verwendung von zertifiziertem Palmöl einsetzt.
 

Wie sieht der Zertifizierungsablauf aus?

Voraussetzung für eine Zertifizierung ist die Mitgliedschaft beim RSPO. Die Zertifizierung erfolgt dann durch die Beauftragung einer unabhängigen und akkreditierten Zertifizierungsgesellschaft. Um erfolgreich die Erstüberprüfung zu bestehen, muss das Unternehmen die internen Prozesse und Abläufe an die Anforderungen des RSPO-Standards anpassen, die Mitarbeiter schulen, die Lieferantenstruktur überprüfen sowie die Rohstoffe auf Palmölgehalt und Zertifizierungsstatus kontrollieren. Eine lückenlose und nachweisbare Dokumentation ist elementarer Bestandteil der Zertifizierung.

Wie lange ist die Zertifizierung gültig? Und finden in dieser Zeit Prüfungen statt, ob alle gesetzten Standards eingehalten werden?

Ein Zertifizierungszyklus geht über fünf Jahre. Jedes Jahr wird das Unternehmen von einer unabhängigen Zertifizierungsgesellschaft vollständig überprüft. Bei schwerem Fehlverhalten des Unternehmens kann das Zertifikat entzogen werden.

Können Sie etwas zur Entwicklung des weltweiten Bedarfs an Palmöl sagen?

Der weltweite Palmölbedarf steigt stetig. Palmöl ist ein unglaublich vielfältig einsetzbarer Rohstoff mit herausragenden Eigenschaften. Unsere Erdoberfläche ist endlich, die Ölpalme ist um ein Vielfaches ertragreicher als alle anderen Ölpflanzen, am Palmöl führt somit kein Weg vorbei. Solange der Anbau nachhaltig erfolgt, ist dies auch zu begrüßen. Der Anbau von zertifiziertem Palmöl steigt erfreulicher Weise ebenfalls. Dieser Trend kann nur aufrechterhalten werden, wenn immer mehr Unternehmen auf zertifiziertes Palmöl setzen und dieses auch fordern. Zentraleuropa und Deutschland sind dabei treibenden Kräfte.

Eine letzte Frage: Viele Umweltverbände meinen, dass die Verbraucher mit dem RSPO-Siegel nur beruhigt werden sollen, im Grunde aber nicht viel dahintersteckt. Wie stehen Sie zu solchen Aussagen?

Solche Aussagen sind für mich nicht nachvollziehbar; vor allem, wenn sie aus dem Kontext gerissen werden oder den Fokus auf nur einen Aspekt der Thematik legen. Viele Verbände üben – mal mehr, mal weniger berechtigt – Kritik am RSPO-System oder den RSPO-Siegeln, sind sich aber im Tenor darüber einig, dass derzeit kein besseres System existiert. Die Verbände fordern mit ihrer Kritik auch weitere Verbesserungen, die ihren Vorstellungen von nachhaltigem Anbau noch näherkommen. Das ist auch gut so, solange es sich um konstruktive Kritik handelt, denn diese dient dem Verbesserungsprozess. Die Komplexität über die gesamte Lieferkette ist so enorm, dass es natürlich immer Verbesserungspotenzial geben wird. Der RSPO-Standard selbst unterliegt einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess, alle Interessensgruppen sind eingeladen, dabei mitzuwirken. Die Mitwirkungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten sind sehr umfangreich.

Als erste weltweit akkreditierte Zertifizierungsstelle für den RSPO-Lieferkettenstandard fühlen wir uns verpflichtet und sind konsequent am Verbesserungsprozess beteiligt. Mein abschließender Wunsch an alle, die Kritik ausüben: Bringen Sie sich ein und finden Sie mit allen Beteiligten gemeinsam noch bessere Lösungen!