In diesem Artikel lesen Sie:

  • Die 7 Faktoren einer Make-or-Buy-Analyse
  • Operative vs. strategische Make-or-Buy-Entscheidung
  • Abgrenzung: Make-or-Buy vs. Outsourcing
  • Anwendungsbeispiel
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Die 7 Faktoren einer Make-or-Buy-Analyse
 

Die beiden grundlegenden Alternativen, Eigenfertigung (Make) oder Fremdbezug (Buy), müssen hinsichtlich Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit eingehend gegeneinander abgewogen werden. Dies geschieht in der Regel durch die Durchführung einer Make-or-Buy-Analyse. Welche Faktoren in die Analyse mit einfließen und wie sich operative von strategischen Make-or-Buy-Entscheidungen abgrenzen, soll im Folgenden geklärt werden.

Die Durchführung einer Make-or-Buy-Analyse beinhaltet neben einer Wirtschaftlichkeitsanalyse auch ein Abwägen von Risiken sowie die Berücksichtigung verschiedener Einflussfaktoren. Insbesondere Kosten, Qualität, konkrete Ziele, Liquidität und Imageüberlegungen sind im Rahmen der Durchführung einer Make-or-Buy-Analyse zu berücksichtigen.

Die wichtigsten Faktoren in der Kurzübersicht: 
 

  1. Zielsetzung
  2. Kostenanalyse
  3. Liquidität
  4. Image
  5. Qualitätssicherung
  6. Zeitfaktor
  7. Lieferanten

1. Zielsetzung:
 

Eine klare Formulierung von Zielen der Make-or-Buy-Entscheidung (Kostenvorteile, Konzentration auf das Kerngeschäft etc.) ist Voraussetzung einer Make-or-Buy-Analyse.

2. Kostenanalyse:
 

Einer der zweifelsohne wichtigsten Faktoren einer Make-or-Buy-Analyse ist der Vergleich von Beschaffungs- und Fertigungskosten. Entsprechende Kalkulationsmodelle hängen insbesondere von der Kapazitätsauslastung eines Unternehmens ab. Herrscht innerhalb eines Unternehmens keine vollständige Auslastung, kann es sinnvoll sein, bisher fremd bezogene Teile selbst zu produzieren und so die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Umgekehrt legen Produktionsengpässe (trotz einer maximalen Auslastung kann die gewünschte Menge nicht produziert werden) den Fremdbezug von Teilen nah. Anderenfalls müssen Umsatzeinbußen hingenommen werden.

3. Liquidität:
 

Die Liquidität eines Unternehmens entscheidet maßgeblich darüber, ob eine Eigenfertigung verwirklicht werden kann. So geht die Ausweitung der Produktion in der Regel mit hohen Investitionskosten einher, die eine entsprechende Liquidität voraussetzen.
 


4. Image:
 

Auch Imageüberlegungen spielen in eine Make-or-Buy-Entscheidung hinein. So kann der Absatz der eigenen Produkte beispielsweise maßgeblich vom Qualitätsimage der Lieferanten abhängen. Legen Abnehmer wert auf das Qualitätsimage bestimmter Teile, kann sich eine Eigenfertigung (in Folge der mangelnden Bekanntheit der hergestellten Teile) negativ auf die Absatzzahlen auswirken.

5. Qualitätssicherung:
 

Besteht Grund zur Kritik an der Qualität fremdbezogener Produkte, kann sich eine Eigenfertigung durchaus als sinnvoll erweisen – immerhin wird die Verantwortung für die Qualitätssicherung auf diese Weise ins eigene Unternehmen geholt.

6. Zeitfaktor:
 

Ob ein Fremdbezug oder eine Eigenfertigung schneller zu den gesetzten Zielen führt, ist einer der maßgeblichen Faktoren für eine Make-or-Buy-Entscheidung.

7. Lieferanten:
 

Nicht zuletzt hängt es von der Suche und Bewertung geeigneter Lieferanten ab, ob ein Fremdbezug vorteilhaft verwirklicht werden kann.  
 

 

Operative vs. strategische Make-or-Buy-Entscheidung
 

Innerhalb einer Make-or-Buy-Entscheidung können zwei grundsätzliche Richtungen ausgemacht werden, die mit verschiedenen Ansprüchen verbunden sind. So wird zwischen der operativen und der strategischen Make-or-Buy-Entscheidung unterschieden. Im Folgenden eine Differenzierung der beiden grundlegenden Arten der Make-or-Buy-Entscheidung. 

Charakteristika:
 

Eine operative Make-or-Buy-Entscheidung zielt vor allem auf kurzfristige Kostenvorteile ab, eine strategisch orientierte Make-or-Buy-Entscheidung hingegen verfolgt eine langfristige Schaffung von Wettbewerbsvorteilen. Während vor den 1980er-Jahren in erster Linie operative Make-or-Buy-Entscheidungen getroffen wurden, nehmen heute (auch auf internationaler Ebene) vor allem strategische Make-or-Buy-Entscheidungen eine große Rolle ein. Tendenziell sind strategische Make-or-Buy-Entscheidungen komplexer als operative.

Ziele:
 

Die operative Make-or-Buy-Entscheidung verfolgt kurzfristige Ziele und ist primär kostenorientiert. Sie richtet sich stark nach der derzeitigen Kapazitätsauslastung. Die strategische Make-or-Buy-Entscheidung peilt dagegen eine langfristige Produktionsauslagerung bzw. Produktionsübernahme an und geht mit einer Konzentration auf das Kerngeschäft einher.

Know-how:
 

Operative Make-or-Buy-Entscheidungen erfordern infolge ihrer zeitlichen Befristung kaum eine langfristige Kompetenz- oder Know-how-Abgabe bzw. -Kumulation. Strategisch orientierte Make-or-Buy-Entscheidungen gehen dagegen sehr wohl – abhängig von der Entscheidung für eine Eigenfertigung oder einen Fremdbezug – mit einem Know-how-Aufbau bzw. einem Know-how-Verlust einher.

Reversibilität:
 

Während operative Make-or-Buy-Entscheidungen weitestgehend reversibel sind, können getroffene strategische Make-or-Buy-Entscheidungen nur unter großem Kostenaufwand wieder korrigiert werden. Dies hängt damit zusammen, dass eine strategische Make-or-Buy-Entscheidung in der Regel mit einem weitreichenden Umbau der Unternehmensstruktur und der Produktionsprozesse einhergeht.

Abgrenzung: Make-or-Buy vs. Outsourcing
 

Auch eine Outsourcing-Entscheidung kann als Make-or-Buy-Entscheidung aufgefasst werden. Prinzipiell hat das Outsourcing zum Ziel, zwecks Kosteneinsparungen und einer höheren Flexibilität Kompetenzen sowie die Verantwortung über bestimmte Ressourcen an Dritte weiterzugeben. In der Regel handelt es sich beim Outsourcing jedoch um Prozesse und Leistungen, die bislang von dem jeweiligen Unternehmen selbst ausgeführt wurden. Von einer Make-or-Buy-Entscheidung spricht man dagegen, wenn sich die Frage nach Eigenfertigung oder Fremdbezug auf Produkte bezieht. 
 

Anwendungsbeispiel einer Make-or-Buy-Analyse
 

Anhand eines fiktiven Beispiels lässt sich die Frage nach Fremdbezug oder Eigenherstellung anschaulich aufzeigen:

Ein Unternehmen steht vor der Entscheidung, ein Produkt selbst herzustellen oder es einzukaufen, um es dann weiterzuverkaufen. Es prognostiziert für dieses Produkt einen Absatz von 2.000 Stück pro Jahr. Der Einkaufspreis würde 400 Euro pro Stück betragen.

Für die Eigenproduktion müsste eine Maschine für einen Preis von 500.000 Euro beschafft werden. Zusätzlich fallen weitere Kosten für Transport und Umbaumaßnahmen in Höhe von 100.000 Euro an. Der Zinssatz für einen Investitionskredit liegt bei 3 Prozent. Die Maschine könnte über zehn Jahre genutzt werden und ließe sich am Ende noch für 50.000 Euro verkaufen.

Um die Maschine zu bedienen, fallen anteilig 10.000 Euro Lohnkosten pro Jahr an. Die Material- und weitere Kosten wie Strom liegen bei 300 Euro pro Stück.

Anhand dieser Zahlen kann eine Make-or-Buy-Analyse vorgenommen werden, die sich aufgrund der vorliegenden Daten allerdings auf den Kostenfaktor beschränkt. Neben den Anschaffungskosten von 600.000 Euro sind die kalkulatorischen Abschreibungen in Höhe von 55.000 Euro ((600.000 - 50.000 Restbuchwert) / 10 Jahre)) sowie die kalkulatorischen Zinsen in Höhe von 9.750 Euro (((Anschaffungskosten + Restbuchwert) / 2) x 0,03 Zinssatz) zu berücksichtigen.

Somit ergeben sich Stückkosten für die Eigenfertigung in Höhe von 337,38 Euro:
 

  • Material- und Fertigungskosten: 300 Euro
  • Lohnkosten: 5 Euro (10.000 / 2.000 Stück pro Jahr)
  • Kalkulatorische Abschreibungen: 27,50 Euro (55.000 / 2.000 Stück pro Jahr)
  • Kalkulatorische Zinsen: 4,88 Euro (9.750 / 2.000 Stück pro Jahr)

Somit wäre die Eigenfertigung 62,62 Euro pro Stück günstiger und insofern die bessere Wahl.

Fazit: Mehr als eine Wirtschaftlichkeitsanalyse
 

Es lässt sich festhalten: In eine Make-or-Buy-Entscheidung spielt eine Vielzahl von Faktoren hinein. Eine reine Wirtschaftlichkeitsanalyse ist daher stets nur Teil einer Make-or-Buy-Analyse und kann diese nicht ersetzen. Zudem macht es einen großen Unterschied, ob Unternehmen im Rahmen einer Make-or-Buy-Entscheidung einen langfristigen strategischen Ansatz verfolgen oder einen eher kurzfristig orientierten operativen Ansatz.
 

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